Dienstag, 12. Juni 2007

CD TIPP: Leela James "A Change Is Gonna Come"


Ob europäische DJs betagte Soul-Diven wie Martha High und Gwen McCrae einladen oder Jungstars wie Joss Stone musikalisch mit ihren Großmüttern kokettieren: Tradition steht wieder hoch im Kurs. So geht die Schere immer weiter auseinander: Auf der einen Seite die Überbietungsszenarien des R&B, der sein Ballermann-Image mit noch mehr Bling und Brüsten aufmotzen muss, um das Reizniveau zu halten - auf der anderen Seite Künstlerinnen wie Leela James, die klingen wie die Funk- und Soul-Röhren der Sechziger.

"Black Porch Soul", schwarzen Veranda-Soul, nennt sie ihren Stil. Tatsächlich geben auf "A Change" - anders als bei ihren großen Schwestern Erykah Badu und Angie Stone - nicht Jazz und HipHop, sondern Blues und Gospel den Ton an. Star-Produzent Kanye West und Ex-Fugee Wyclef Jean haben dazu die passenden Beats kreiert; so entstand ein raffinierter Retro-Mix, der zwischen dem Soul alter Schule und dem Clubsound der Gegenwart geschickt vermittelt.

Die Neo-Soul-Begeisterung ist deutlich abgeflaut, Badu und Co. lassen mit neuen Alben auf sich warten. Perfektes Timing also für Leela James und ihren erdigen Sound zwischen Spiritual-Verzückung und Blues-Melancholie. Eigentlich hätte ihr Debüt viel früher erscheinen sollen; weil das Independent-Label Ruffnation jedoch von Warner geschluckt wurde und bei Musik-Multis manchmal die Mühlen langsamer mahlen, mussten alle erstmal warten: James auf den Durchbruch, die Soulfans auf eine der faszinierendsten Stimmen der letzten Jahre. Jetzt ist es endlich soweit. Willkommen auf der Veranda.

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